Sonntag, 17. Januar 2010

"Book of bad feelings"

Aloa hee Kameraden!

Heut war einer dieser Tage... naja, es war ein scheiss Tag. Ich hock hier in Minden fest, es gibt nichts zu tun, und was macht da der moderne schwarz gekleidete potenitelle Amokläufer von heute? Richtig! Er macht sich Gedanken und noch mehr Gedanken und noch mehr Gedanken was bald dazu führt, wie es meiner Meinung nach in einem rationalem an der Realität orientiertem Hirn richtig sein sollte, dass die schlechten Gedanken überwiegen und man sich schlecht fühlt. Die Gedanken werden natürlich nicht einfach so schlecht. Sie fallen nicht von "Gut" mit jedem Gedanken kontant weiter hinab in "Schlecht", aber man wird mit jedem Gedanken auch weitergeleitet zu anderen Gedanken, welche eventuell mit Problemen zu tun haben. Sucht man nach einer Lösung ist dies meist nicht so einfach und es liegt nunmal in der Natur des Menschen, zumindest in meiner, dass man dann doch lieber den einfacheren Weg einschlägt und sich dann doch lieber Gedanken um die Ursachen der Probleme macht. Die Ursachen der Probleme sind verschieden und kommen ganz auf die Probleme an. Macht man sich zum Beispiel Gedanken um den Klimawandel und macht es sich besonders einfach ist die Ursache einfach der schlechte, böse, dumme Mensch. Macht man sich jedoch Gedanken und Persönlichere Probleme wie z.B. mangelndes soziales Ansehen/Kontakte, verrückte Verhaltens- und Denkmuster oder die in der heutigen Zeit so lieb gewonnenen Probleme mit der eigenen Figur (Figurprobleme), so wird, in den häufigsten Fällen, man selbst die Ursache allen Übels sein. Wenn man von den Ursachen und den Gedanken daran nun genügend gesammelt hat, so kommt man irgendwann dann auch dazu sich für alles selbst die Schuld zu geben. Der fehlende Weltfrieden eingeschlossen. Und so lassen sich dann auch irgendwo diese Absurden Gedankengänge nachvollziehen, wenn für den Außenstehenden auch nur schwerlich. Man gibt sich für alles die Schuld, man ist nichts wert, man erreicht eh nichts im Leben und niemand mag einen wirklich so wie man ist nur weil man so ist wie man ist, sondern eher weil man dem Gegenüber in irgendeiner Weise Vorteile bereitet. So suggeriert es zumindest das kranke, kaputte, infizierte Hirn, auch wenn man irgendwo "weiss" bzw. allein wegen der Rationalität schon annehmen sollte, dass es nicht so ist und auch nicht so sein kann. Das alltägliche Leben bietet dem sich so sehr selbstbemitleidendem Hirn genügend Gelegenheiten um diese Meinung zu festigen und noch tiefer einzubrennen, auch wenn vieles nicht so gemeint ist wie es aufgenommen wird. Und mit jedem aufgenommenem "Fakt", denn es sind ja schliesslich bewiesene Fakten für eben jenes Hirn, wird es umso leichter sich selbst als lebensunwertem Abschaum der Gesellschaft anzusehen, jedoch immer schwerer aus diesem Sumpf der Schuldgefühle wieder zu entfliehen und wieder vollkommen "normal" zu denken und alltägliche Situationen aufzufassen.
Hat man sich nun Jahrelang dieser zweifelhaften Leidenschaft der Selbsterniedrigung hingegeben kommt es, im zusammenspiel mit anderen Faktoren wie z.B. Stress, dazu, dass das Hirn irgendwann aufhört wichtige Stoffe zu Produzieren, bzw. die Balance der Stoffe außer Gleichgewicht gerät. So werden weniger Stoffe wie Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und Histamin, die uns eigentlich glücklich, leicht und locker durchs Leben schweben lassen sollten, freigesetzt, jedoch mangelt es an den glückshemmenden Stoffen nicht. Die werden immer schön weiter reingepumpt und das bisschen Dopamin das noch durchkommt ist das nur noch der Tropfen auf dem heissen Stein. Was der normale Mensch von heute nun tut, vorausgesetzt er weiss was mit ihm los ist, ist, dass er von seinem Arzt ein paar Sitzungen beim Psychotherapeuten verschrieben bekommt und/oder sich mit Antidepressiva vollpumpen lässt. Psychotherapeutische Sitzungen sind super. Sie helfen einem, es geht einem besser und man möchte fast wieder die vorher so widerliche Welt umarmen. Allerdings nur auf Zeit, es sei denn man ist seinem Psychotherapeuten auf Lebenszeit verschrieben (Depressionen sind i.d.R. nicht zu 100% heilbar). Und was macht man, wenn der Psychotherapuet dann doch irgendwann mal in Rente geht oder sich selbst eine Kugel verpasst weil er sich soviel Leid anhören musste? Dann muss man sich einen neuen suchen und sich an den gewöhnen. Es muss passen. Man fühlt sich eben nicht bei jedem gleich wohl und legt ihm seine ganze Gefühlswelt dar. Also doch lieber der Griff in den Pillenschrank? Nein. Zumindest nicht für jedermann. Man kann wohl nicht abstreiten, dass mit Hilfe dieser kleinen Wunderpillchen die mangelnden Botenstoffe dem Körper wieder zugeführt werden und man sich wohl auch besser fühlt und die Welt ebenfalls umarmen könnte, allerdings würde mich persönlich das Wissen, dass ich nur mit Hilfe solche Pillen Glücklich sein kann doch wieder ziemlich hinunterziehen. Irgendwo in mir wäre dann ein kleines Männchen das mir dauernd ins Ohr schreit: "Du alter Selbstbetrüger!" und das kann ich jawohl beim besten Willen nicht mit mir selbst vereinbaren, wenn ich mich selbst doch als solch einen überragend rationalen Realisten sehen möchte.
Also bleibt man doch beim Alten und versucht es mit sich selbst auszumachen. Die Gedanken fangen wieder an zu kreisen, man fühlt sich wieder schlecht, man hasst sich selbst und würde manchmal auch am liebsten zu extremen Mitteln greifen. Die Vernunft und das Wissen, dass man dann vor den ganzen Arschlöchern die da draußen rumlaufen diese Welt verlassen hat halten einem jedoch gut davon ab. Außerdem gibt es manchmal doch ganz schöne Momente im Leben, obgleich sie im anderen Moment wieder wie von Stählerner Faust gnadenlos zerschmettert werden. Aber das ist ja nur eine Suggerierung des kranken Hirns.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte:
Ich habe heute angefangen mein "Book of bad feelings" (ich glaube, ich habe den Titel auf englisch gewählt, weil es sich so viel cooler anhört) zu schreiben. Es ist eine Art Tagebuch, in dem allerdings keinerlei persönliche Dinge stehen wie z.B. mein neuer großer Schwarm, der Tod eines Verwandten oder besonders tolle Erlebnisse des Tages stehen werden, sondern Eintragungen über meine aktuelle Gefühslwelt wenn es mir schlecht geht. Was ich fühle, wie ich es fühle, Vermutungen über die Ursache meines schlechten Gefühls und ggf. Methoden um dieses schlechte Gefühl wieder loszuwerden. Akribisch genau wird auf Datum und Uhrzeit geachtet. Ich weiss zwar nicht was ich mir davon verspreche, aber schaden kann es jedenfalls nicht. Vielleicht findet sich ja irgendein roter Faden.

Post Scriptum: Auch wenn ich so hochgestochen schreiben sollte möchte ich dennoch darauf hinweisen, dass für manche von mir genannten Sachen keine Garantie ausgeht. Ich bin kein Experte, vielleicht gerade ein sehr sehr kleiner Fachidiot. Alle Angaben ohne Gewähr.

Post Scriptum 2: Ich möchte hier allerdings doch eine, wie ich finde, gute Seite verlinken, die sich Betroffene und Angehörige gern ansehen können. Auf der Seite finden sich Informationen zum Umgang mit Depressionen sowie Ratschläge was Angehörige tun und lieber lassen sollten:

zeitzuleben.de

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